Ich möchte eine kleine Geschichte erzählen, die mich veranlasste auch ein … eine kleine Operette zu schreiben. Eine Sakraloperette für dieses kleine Tierchen, es war eine Katze.
Es war so: Ich saß in meinem Zimmer und schrob auf der Schreibmaschine. (Buddy come over there and stand there on the corner, yeah.) Und schrieb wahrscheinlich eine Doktorarbeit, ich weiß jetzt nicht ob es Gynäkolie … Gynäkologie war oder Französisch.
Draußen der Wind pfiff ein … sein Lied, sein immerwährendes altes Lied. Und die Wolken verdüsterten den Himmel ein bisschen auf dem Bild von Caspar David Friedrich, das ich selbst gemalt hatte, es war ein Original. Abgebildet waren der Schar von Persien und Micky Maus, poppend.
Ich hatte mir ein Würstchen gekauft von der Würstchenbude, die in meinem Zimmer steht. Die schmeckte sehr lecker. Sie schmeckte genauso gut, wie die, die ich einen Tag vorher gegessen hatte, ihr wisst, die die morgens hinten im Schlafanzug lag. Und als ich aufstand, bommelte sie hin und her. Was für eine Wurst, what a worst.
Plötzlich vernahm ich von draußen eine Art Hähen oder Spähen. Ein jämmerliches Hilfegesuch. Nicht schriftlich, sondern richtig. Ich dachte, was ist das dann, was ist das denn, was ist das denn, Helge, was ist das? Ich vernahm wieder ein jämmerliches Mähen oder Hähen. Es musste wohl von einem kleinen Tierchen oder von einem kleinen Menschen kommen. Ich wusste es nicht genau. Was sollte ich tun?
Ich spraghahang auf von dem Sofa auf dem ich gelegen hatte und Zeitung geblättert hatte, und zwar Illustrierte, rannte mit riesen Schritten an der Würstchenbude vorbei (der Verkäufer saß auf seinem Küchenhocker, machte ein kleines Nickerchen), rannte durch den Oberflur, rutschte die Holzstufen runter, unten durch die Halle, an den Skulpturen vorbei, riss die Stores auf, sprang durchs Hauptportal, mit großen Sätzen die breiten Marmorstufen herab und stapfte dann eiligen Schrittes über den von Gärtnern schön gehakten, frischen Kies und blieb dummerweise mit 'm Hermelin am Ferrari hängen, der scheiße geparkt war von meinem Fahrer. Ich rappelte mich wieder hoch, nahm beide Schöße und hetzte weiter. Fiel wieder hin! Diesmal über die goldenen Bommel von meinen Schnabelschuhen und brach mir dabei 'nen Zacken aus der Krone.
So ramponiert sprang ich hoch und stürzte in den Irrgarten rein, den die Gärtner zu meiner Belustigung angelegt hatten. Ich rannte mehrmals im Kreis hin und her, ich wusste den Ausgang nicht! Was sollte ich tun? Mit quergestellten Schülterblättern rammte ich wie ein Rammbock durch die Buchsbaumhecke, dass es nur so splatatterte.
Dann ein paar hundert Meter durch den Mangrovenwald, durch die Hibiskusblüten durch, über die kleine Wiese mit den Margareten, wo die Auerochsen und Ure wohnen, die ich ja züchte. Und dann einen Abhang runter, endlich sah ich in weiter Ferne, klitzeklein meinen Privatbach schimmern, wo das Geräusch herzukommen schon.
Ich warf einen Blick behänd über die Schulter, sah mein Anwesen als kleinen Punkt am Horizont verschwinden und war dann endlich an dem kleinen schillernden, wie Silberpapier in der Sonne glänzenden, blauen, grauen Bach angekommen. Da sah ich, wer da Helge gerufen hatte.
Es war ein kleiner wollknäulgroßer Wollknäul, eine kleine Katze. Eine kleine, süße, schnuckelige, putzige Katze. Wollknäulgroß, wie ein Wollknäul und hatte die Form eines Wollknäuls. Dieses Wollknäul rief hurtig immer wieder Mähen oder Spähen aus. Es konnte ja noch nicht richtig sprechen, war ja noch klein! Es hatte eine Schultüte im Arm, auf der draufstand "meine erste Butterfahrt".
Seine Eltern hatten es wohl ausgesetzt. Es lag in einem Weidenkörbchen, was in der Dühnung des Baches immer lustig hin und her wipperte. Ich bückte mich, legte Zepter und Reichsapsel … Reichsapsel seiseite und machte mir sogar ein bisschen den Hermelin schmutzig, als ich mit meiner Hand vorfuhr, das kleine, zwar gestreifte, aber sehr niedliche Kätzchen hoch nahm. Und es machte so ein kleines Fauch-Miau-Gehähe, mir wurde warm um's Herz. Mein Herz weitete sich zu einem saftigen Steak.
Es hatte ein Schildchen um den Hals, es war sein Name: Orang-Utang-Klaus. Das ist doch kein Name für 'ne Katze! Ja sind wir doch mal ehrlich, das ist doch die Situation hier! Ich riss das Schildchen ab und zerknüllte es in äh vier Teile. Ich nannte die Katze anders, ich gab ihr einen Katzennamen. Und zwar Telefonmann!
Und es begab sich aber, dass ich das Kätzchen aufnahm in meinen Haushalt. Ich brachte ihm Schuhputzen bei, indem ich es vor der Haustür festnagelte und meine Schuhe dran abstreite. Die Farbe gefiel mir nicht, ich lackierte es um, mit einer Lösung. Und das schien dem Kätzchen nicht gutzutun, leider ist es so verschieden.
Ich hatte ein etwas schlechtes Gewissen, was jetzt aber wieder gut ist, denn ich habe ein Lied geschrieben für diese kleine, süße Katze, für die Katze. Und ich habe ihm auch ein Mausoleum bauen lassen, das würde ich für einen Menschen niemals tun, Peter.
Operette Für Eine Kleine Katze (Orang Utan Klaus) Songtext auf Deutsch von Helge Schneider durchgeführt und Urheberrechte sind Eigentum der Autoren, Künstler und Labels. Sie sollten beachten, dass Operette Für Eine Kleine Katze (Orang Utan Klaus) Songtext auf Deutsch durchgeführt von Helge Schneider ist nur für didaktische Zwecke, und wenn Sie den Song mögen, sollten Sie die CD kaufen.